Habsburg privat – Freizeitvergnügen einer Herrscherfamilie

Die neue PapkeFilm-Dokumentation  wirft einen Blick auf die Herrscherfamilie der Habsburger abseits des höfischen Pflicht-Korsetts.
Der Film bespricht, welche Leidenschaften die einzelnen Familienmitglieder prägten, welchen Betätigungen sie nachgingen, um sich zu erholen, zu zerstreuen oder sich schlicht die Zeit zu vertreiben. Ein bereits früh gängiger Begriff dafür war die so genannte „Kurzweil“.
Immer wieder findet sich die Jagd in den Tagesabläufen der Obrigkeiten. Exzessive Ausübungen wie bei Erzherzog Franz Ferdinand, der mit weit über 270.000 Abschüssen einen fragwürdigen Weltrekord hält, oder bei Kaiser Karl VI., dem Vater Maria Theresias, bilden hier allerdings die Ausnahme. Viel mehr ist dieser Drang in die Natur auch mit der Liebe zu ihr verbunden. So wie bei Kaiser Maximilian I., Kaiser Franz Joseph I. – wobei auch fleißiger Jäger – oder Erzherzog Johann.
Im 19. Jahrhundert nahm der Drang in die Natur noch deutlich zu: Die Berge hatten ihren Schrecken, den sie lange verbreiteten, verloren. Der Usus der Sommerfrische boomte dank kaiserlicher Trendsetter und machte verschiedene Orte in Österreich zu Anziehungspunkten von Gesellschaft und kulturellem Leben. Allen voran Bad Ischl. Der von Kaiser Franz Joseph persönlich gewählte Ort im oberösterreichischen Salzkammergut, ist zugleich ganz eng mit seiner eigenen Biographie verbunden. Heißt es doch, dass die von seiner Mutter dort genossenen Salzkuren zu seiner Geburt führten und ihm den Spitznamen „Salzprinz“ einbrachten. Seine Mutter war es auch, die die heutige Kaiservilla Franz Joseph und seiner geliebten Sisi zur Verlobung schenkte. Im Dunstkreis der majestätischen Sommeraufenthalte quer durchs Land wurde vermehrt Musik namhafter Komponisten gegeben, Theater gespielt und eine besondere Kaffee- und Konditoreikultur geweckt. Obgleich das Kaffeehaus ein Treffpunkt aller Gesellschaftsschichten, bedauerte der Kaiser sehr, selbst nie eines besuchen zu können. Sein Bruder Erzherzog Karl Ludwig entdeckte für sich Reichenau an der Rax und das Bergfeeling vor den Toren Wiens. Für ihn ein so schöner, erholsamer und Kraft bringender Platz, dass er sich Schloss Wartholz errichten ließ, wo er mit seiner Familie viel schöne Zeit verlebte.
Was Kaiser Franz Joseph für Bad Ischl war zunächst Erzherzog Johann für Bad Gastein. Ursprünglich zur Kur in das Wildbad gekommen, verliebte er sich in die Umgebung, baute sich eine Villa und ein Jagdhaus. Durch seine Anwesenheit und wohl auch seine begeisterte Mundpropaganda, kamen auch auswärtige Würdenträger bis hin zum deutschen Kaiser in den Kurort. Selbst Sisi beehrte ihn mehrere Male. Als äußerst sportliche und sportbegeisterte Persönlichkeit gab sie sich in den Alpenbergen ausgedehntesten Spazierläufen hin, die regelmäßig alle ihre Begleiterinnen außer Atem brachten.
Unter den habsburgischen Leidenschaften ist auch jene des Sammelns zu finden. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist das Schloss Ambras nahe Innsbruck unter dem Tiroler Landesfürsten Ferdinand II.: In seiner Wunderkammer trug er Raritäten und Kuriositäten aus aller Welt zusammen, sodass sein Sitz heute als weltweit allererstes Museum gelten kann. Doch nicht nur an seinem Sammelsurium erfreute sich der Habsburger Spross. Auch ausgedehnte Feierlichkeiten durften nicht fehlen. Seine Festgäste mussten sich mit dem sogenannten „Ambraser Willkomm“ einem ganz eigentümlichen Trinkritual hingeben. Auf einem heute noch erhaltenen Stuhl gefesselt, musste ein Weinkelch auf ex geleert werden.
Regisseur Christian Papke ermöglicht in dieser neuen Dokumentation also einen besonderer Blick darauf, wie die Habsburger – selbst „leidenschaftliche Bürohengste“ wie Kaiser Franz Joseph – trotz herrschaftlichen Alltags zu Luft und Entspannung kamen.