„Mach die Augen auf“

Wenn Florian die Gitarre auspackt und loslegt, vermischt sich seine charmante Offenheit mit seinem besonnenen Blick auf die Welt. Er geht gerne auf die Menschen zu. Schaut darauf, was sie prägt und wie sie ihr Umfeld mitmalen, ein klein bisschen besser machen können. Diese „Helden von heute“, wie er sie nennt. Zumal Corona kein Hinaus erlaubt, kein Zu-Nahe, aktivierte er kurzerhand seine Cam und ist, so erlebt, einer der ersten, die keine Scheu haben, eine Stream-Session zu veranstalten. Den Saiten entlockt er bewegte Klarheit. Einen Rhythmus, der mitnimmt. Im vertrauten Dialekt, wie eine amikale Hand auf der Schulter, kommt das Österreichische ohne Umschweife heran. Auch unverblümt. „Des Leb’n find’t sein Weg, ob du wüllst oda ned“. Das Leben aufs Abstellgleis stellen und zu ignorieren, sich mit Oberflächlichkeiten begnügen, sich mit „weg mit dem Gift!“ grundsätzlich vor Neuem zu verschließen – das kennt man wohl als gelernter, verbequemter Österreicher. Lieber Schimpfen und Raunzen und an der „eigenen Galle“ „ersticken“. Lieber pseudo-modern seine Stärken online ausspielen, die nur mit Likes untermauert zählen. „Mach die Augen auf“ heißt es. Die besondere Welt zu erkennen, die um uns und in uns existiert. Endlich anfangen zu leben. Eine eingängige Ballade. Florian performt unplugged. Alles kommt stark über die provisorische Leitung und räkelt sich in mich. K.Wiena. So nennt sich Florian. Weil er wie viele echte Wiener aus der Provinz kommt. Dem südlichen Kärnten. Und einmal ertappe ich mich, wie ich die Augen schließe, dankbar für eine wichtige Botschaft.

„Mach die Augen auf“ von K.Wiena ist Teil des Albums „Nur I (Pur)“ (2020).

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