Die neue Dokumentation von PapkeFilm begibt sich für „Heimat Österreich“ ins Kufsteinerland Tirols. Sie setzt dort spannende Protagonisten in Szene: einzigartige Naturschönheiten und besondere Menschen, die mit ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihrer Geschichte diese eindrückliche Region, überragt vom mächtigen Kaisergebirge, miterzählen. Umrahmt vom Zahmen und Wilden Kaiser, wird das Kufsteinerland zum Tor der Tiroler Alpen. Erstausstrahlung 19.05.2021, 20:15, ORF III.
Eine Tradition, die engstens mit der Region verknüpft ist, pflegt der Fohlenof Ebbs – am Fuße des Zahmen Kaisers – mit der Aufzucht und Hege des unter Pferdefreunden sehr beliebten Haflingers. Der Hof ist das älteste heute noch aktive Haflingergestüt der Welt. Auf der dazugehörigen Alm, der Hengstalm auf 1200m Seehöhe, werden die Hengste gesommert und entsprechend gehegt. Hans Taxauer, besser bekannt als „Alminger Hans“, kümmert sich hier achtungsvoll um seine „Kinder“, wie er die robusten und genügsamen Tiere nennt: „Bei den Pferden sind die Grundsätze so, dass sie behandelt werden wie die Kinder. Und die müssen auch so gehorchen. Weil das Beibringen ist genauso wie in der Schule.“ Die Alm ist für ihn mehr als nur ein Arbeitsplatz: „Die Menschheit und die Tierwelt, wir sitzen im gleichen Boot. Das ganze Leben ist bei mir in der Natur. Und von der Natur. Ich kann mir ohne Natur das Leben gar nicht vorstellen. Das geht nicht.“ Gestütsleiter Robert Mair, seit über 30 Jahren am Fohlenhof, ist sich sicher : „Die Leidenschaft zu den Pferden kann man gar nicht ausdrücken, die muss man spüren. Der Fohlenhof hat eine Seele. Diese Seele muss man spüren. Wenn einen die Seele einmal gepackt hat, dann kommt man nicht mehr davon los.“
In seiner Werkstatt in Niederndorferberg, in Sichtweite des Fohlenhofes, bringt der Holzbildhauermeister Stefan Käser besondere Hölzer in besondere Form. Eines seiner Prachtstücke ist ein ins Holz gewerkter Almauftrieb. „Holz ist sicher ein wunderschöner Werkstoff. Es riecht ein jedes Holz anders. Es muss ein jedes Holz anders bearbeitet werden. Das ist einfach dieses Faszination.“ Auf Almhöhen selbst sammeln seine anderen Lieblinge Köstliches aus dem Alpenblühen. Seit 30 Jahren ist er leidenschaftlicher Imker und schwört auf die Kraft und die Güte des Honigprodukts. Er tritt damit gewissermaßen in die Fußstapfen seines Großvaters und seines Vaters. Umso lieber kümmert er sich um die für ihn bewundernswerten Geschöpfe: „Die Bienen sind die Engel unter den Insekten.“ Er genießt das Panorama, das sein Zuhause umgibt: „Wenn ich abends dann da sitze und schaue da ins Land hinein, nachher wird eigentlich alles wieder ruhig und man kann gut schlafen. Und es ist schon was Besonderes.“ Im Blick ungefähr 40 Gipfelkreuze, die er alle eines Sommers erwandert oder bestiegen hat.
Unterwegs durch das Kufsteinerland kommt man am als Naturdenkmal geschützten Thiersee vorbei. An den Ufern des Sees probt die junge Volkstanzgruppe Thiersee, die mit ihrem jugendlichen Eifer überliefertes Kulturgut lebendig hält.Vor 50 Jahren wurde die Volkstanzgruppe gegründet. „Bei uns werden hauptsächlich für Thiersee typische Volkstänze getanzt und die traditionellen Schuhplattler“, so Armin Lamprecht, Obmann des Traditionsvereins. „Wir tanzen hauptsächlich, was die Gründungsmitglieder einstudiert haben. Das wird dann von Generation zu Generation weitergegeben.Wir versuchen das so gut wie möglich von früher zu übernehmen und den Jungen auch weiterzugeben.“ Lamprecht treibt auch die Freude am Tanzen.
Vor den Toren Kufsteins – am Kaisssenhof in Ebbs – bewirtschaftet Familie Anker ihre Felder. Wo sie voller Überzeugung der Natur ihren Dienst tut. Regional umgeben vom Kaisergebirge, den Brandenberger Alpen und den Bayerischen Voralpen. Für Hausherrn Thomas Anker ist jeder Tag besonders: „Wenn ich in der Früh aufstehe, und ich schau da auf den Kaiser hinauf, dann freut es mich schon. Das ist für mich einfach das Schönste, was es gibt. Daheim. Die Natur und die Almen und die Berge und die Viecher. Ich stehe alle Tage gerne auf, und ich freue mich, dass ich da sein darf und da arbeiten darf. Ich empfinde das nicht so als Arbeit. Es ist einfach schön für mich.“ Der Bauer bewirtschaftet einen der ältesten Höfe in der Region. Seit Jahrzehnten mit der Region verwurzelt, bewirtet er auch die sich im Grünen stärkenden Wanderer. mit dem am Hof produzierten und hofgeräucherten Speck oder mit selbst gebackenen Bauernbrot. Zu besonderen Anlässen spielt dabei auch Tochter Maria die Harfe. Sie ist stolz darauf, auf einem Bauernhof großgeworden zu sein. „Ich bin stolz, was meine Familie alles geschaffen hat. Wir haben eine schöne Kindheit gehabt. Man kann auch als Bauerntochter sehr viel erreichen.“ Mit neun Jahren hat sie das Harfenspielen angefangen. „Das ist mir sozusagen in die Wiege gelegt worden, das Harfespielen, weil der Opa jahrelang beim Ebbser Kaiserklang eben mitgespielt hat.“ Wenige Jahre später bekam sie von ihrem Großvater eine Harfe geschenkt.
Mit vielen Geschichten angefüllt, ist auch das sagenumwobene Naturschutzgebiet Kaisertal – eine der schönsten und idyllischsten Berggegenden Österreichs. Hier tummelten sich viele Bergführer, die u.a. niemand geringeren als Erzherzog Eugen in diese wildromantische Abgeschiedenheit begleiteten. Bis 2008 war das Kaisertal das einzige bewohnte Tal Österreichs, das nur zu Fuß erreichbar war. Seit 1963 ist das Tal mit seinen 35 Bewohnern Teil des Naturschutzgebietes Kaisergebirge. Dort, wo das Hinterbärenbad mit dem Anton-Karg-Haus und das in der Nähe gelegene Hans-Berger-Haus engstens mit der Bergsteiger- und Wanderergeschichte der Gegend verbunden sind. „Das Haus ist sehr schwierig zu bewirtschaften, weil es weit da hinten liegt“, erzählt Alexander Egger, Pächter des Anton Karg Hauses. Ihm ist es wichtig, möglichst viel von dem alten Flair des Hauses zu erhalten. „Das Haus möchte ich so ursprünglich wie möglich lassen. Ich möchte es nicht verschandeln. Sondern man soll wirklich das Haus so entdecken, wie es auch wirkt.“ Zuvor kochend auch auf den Weltmeeren unterwegs, fühlt er sich schon heimisch im Kaisertal und schätzt seine Lage und seine Natur. Er scheut auch nicht die neuen Herausforderungen, welche die Hütte mit sich bringt: „Als Hüttenwirt musst du sehr vielseitig sein. Man sollte sehr viel Engagement für den Menschen, auch für die Natur und natürlich auch für die Gastronomie mitbringen.“ Silvia Huber ist die Wirtin des Hans-Berger Haus. Die „Wilde Kaiserin“,Tochter eines Bergsteigers, kam als Kind ins Kaisertal, wo schon ihre Eltern diese Berghütte übernommen haben. Mittlerweile ist sie 30 Jahre Hüttenwirtin. Hier lebt, auch Dank der Bergsteigerschule, ein reger Treff der Alpinisten. „Bergsteiger sind meistens Reisende und Freidenker“, betont sie. Und sie schätzt die vorhandene Ruhe „Diese Zurückgezogenheit – gerade da hinten in dem letzten Winkel – ist geblieben. und ich wünsche mir, dass es noch ganz lange so bleibt.“
Ebenso inmitten der Bergwelt des Kufsteinerlandes – auf 1400 Metern Seehöhe vor der Kulisse des Kaisergebirges – hat Hans Degeser mit der Schaukäserei Ackernalm Thiersee die modernste Almkäserei Mitteleuropas eingerichtet. Schon sein Vater war Käser einer kleinen Alm. Die Basis für guten Käse muss stimmen: „Die gute Qualität muss beim Bauern anfangen. Denn ohne gute Milch, kannst du nichts machen.“ Er tut sich schwer mit dem Aufhören und mit dem Altern und bedauert das mangelnde Durchhaltevermögen mancher: „Andere würden sagen: Nein, das will ich nicht, da hau ich ab. Ich habe nicht aufgehört und bin heute noch da. Nur das Weitermachen ist es. Das Durchhalten.“ Auf das Moderne schaut er kritisch: „Die Großbetriebe, die Molkereien, die machen alles vollautomatisch. Nur mehr wenig Leute und alles vollautomatisch. Aber da siehst du das Endergebnis – besser ist so etwas wie hier. Die Leute gehen wieder zurück zur Natur.“