„Eine Gesellschaft ohne Kunst ist wahrscheinlich tot“

Null einengende Schubladengrenzen. Ein Duo. Zwei Freigeister. Erfrischend reibende und mitnehmende Facetten in der österreichischen Musikszene. Das sind Herrbart & Fraulicht. Im KULTURTODATE-Interview stellen sich die zusammengespielten Newcomer aus Oberösterreich vor und betonen die essentielle Wichtigkeit von Kunst und Kultur.

Über „Herrbart“
Herrbart & Fraulicht: Herrbart ist die Kunstfigur von Musiker, Videomacher und Tonkünstler Andi Pi. Schon immer Rebell und phantasievoller Andersdenker.“

Über „Fraulicht“
Herrbart & Fraulicht: Fraulicht ist die Kunstfigur von Musikerin, Performerin und Lyrikerin Eike Pi. Immer schon ’ne große Leuchte und leicht unangepasst.“

Über „Herrbart und FrauLicht“
Herrbart & Fraulicht: Herrbart & Fraulicht ist das Rock&Blues Newcomer-Duo aus dem österreichischen Linz an der Donau. Immer am Puls der Zeit. Wie das klingt? Nach absolut live, authentisch, mitreißend, spartanisch, rockig, bluesig, Reggaefeeling. Nach lyrischen Ausflügen in die Liebe. Nach Ergreifendem. Nach Umwelt- und Sozialkritischem, verpackt in groovigen, romantischen bis dramatischen Eigenkompositionen mit viel Erdung. Mit der charismatischen Stimme von Fraulicht. Sie schlägt Brücken mit ihren poetisch-schrägen Intros und führt das Publikum auf eine Reise zwischen den Zeilen.“

Andi Pi & Eike Pi sind Herrbart & Fraulicht | Foto: Künstler

Über das Zusammenfinden
Herrbart & Fraulicht: „Uns hat die Musik zusammengeführt. Damals, vor nun etwa 28 Jahren, hörte Andi Pi von einer geilen Saxophonistin – damals noch keine Sängerin – die mit verschiedenen Bands auftrat. Sich selbst und seinen Musikern machte er zur Aufgabe, sie zu finden und zur nächsten Probe einzuladen. À la Aschenputtel war sie zur Fahndung ausgeschrieben. Herrbart fragte sogar jede mit Saxophonkoffer bewaffnete junge Lady, die ihm unterkam. Ohne Erfolg. Irgendwann wurde sie dann tatsächlich vom Drummer in der Stadt gesichtet und angequatscht. Bei der nächsten Probe kreuzte sie dann auch auf und schmiss in den darauffolgenden Wochen die zwölf Bandmitglieder ganz schön durcheinander. Dezimiert auf fünf Musiker spielten wir dann gleich unser erstes Konzert im größten Linzer Veranstaltungszentrum. Bei diesem Projekt war zuerst Fraulicht alleine, die zu anfangs Performancegestalt war und noch ist. Ihre Gedichte sind nun auch Teil des Programms. Dann kam die Idee zum Duo. Dabei schreibt Andi Pi hauptsächlich die Musik und Eike Pi die Texte. Daneben haben wir auch noch eine Rockband: Mutter & Soehne.“

Über ihren musikalischen Werdegang
Herrbart & Fraulicht: Fraulicht kommt aus einer Musikerfamilie mit deutschem Migrationshintergrund. Darum auch die in Hochdeutsch gesungenen Lieder. Von Kindesbeinen an lernte sie Blockflöte dann Klavier, Akkordeon, Saxophon, Trompete, Schlagzeug. Später studierte sie Musik an der Anton Bruckner Universität Linz. Mit 17 stieg die absolute Livemusikerin und Rampensau als Saxophonistin und Backgroundsängerin in die BCF-Big Crazy Family ein. Herrbart ist – bis auf 2 Gitarrenstunden – autodidaktischer Musiker. Und das seit Jugend an. Mit 9 entdeckte er bereits das Aufnahmegerät und nervte die Familie bei diversen Feiern mit seinem Record-Drang. Nach einer kurzen Phase unfreiwilligen Klarinettenunterrichts begann der musikalische Werdegang mit etwa 14 Jahren am Schlagzeug, dann Bass und Gitarre. Einige Bandprojekte säumen seinen Weg – am längsten davon die BCF – Big Crazy Family, die sogar Vorband von Joe Cocker war – sowie Werbefilm- und Theatermusik.“

Über ihren musikalischen Stil
Herrbart & Fraulicht: „Unser Stil ist an der Basis sehr erdig und rockig, doch ist immer noch genug Platz für kleine Ausreißer in die Pop- und Reggaewelt. Impulsiv, oftmals tiefsinnig.“

Das Blues&Rock-Stück “Beweg deinen Arsch“ ist sehr bodenständig, etwas die Rollen vertauscht und leicht sexistisch angehaucht, was Frau ja eher darf als Mann 😉 Female machism style, aber nicht ganz ernst gemeint.

Herrbart & Fraulicht

Über die wichtigste Botschaft ihrer Kunst
Herrbart & Fraulicht: „Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit siegen – zumindest am Ende – immer! Und natürlich: Sex, Drugs & Rock’n Roll! Wir machen unsere Musik und hoffen, dass es in den Hörern etwas auslöst. Wir versuchen mit unseren Stücken eine Message zu den Menschen zu transportieren. Das ist etwas, was wir auch an anderen Songs schätzen. Wenn damit vielleicht auch eine Veränderung bewirkt und aufgerüttelt werden kann.“

Über musikalische Vorbilder
Herrbart & Fraulicht: „Unser musikalischer Geschmack ist sehr mannigfaltig. Da wissen wir gar nicht, wo wir anfangen sollen. Zum Beispiel von B.B. King bis ZZ-Top, Janis Joplin, Tracy Chapman, Adele, Primus, Andy Schauf und viele mehr. Warum? Weil es gute Musik ist. Authentisch, kreativ, innovativ, groovy und – wie auch immer – berührend.“

Unser Song “Jede Pflanze jedes Tier“ ist ein groovy Liebes-Statement für Mensch, Tier und Pflanze.

Passt gut in unsere Zeit mit all den Tierfabriken, Massenindustrien, Schlachthäusern und der Schnelllebigkeit.

Herrbart & Fraulicht

Über künstlerische Autarkie und neue Wege zu Zeiten von Coronaschließungen
Herrbart & Fraulicht: „Wir lassen uns nicht viel dreinreden und ziehen unser Ding durch. Zu Zeiten der Coronaschließungen hieß es nur Konzerte verschieben, verschieben, verschieben und weitgehend Kontakte vermeiden. Das war uns dann doch zu wenig und so haben wir die Straßenmusik wieder für uns neuentdeckt, was uns unheimlichen Spaß macht. Wir testen unsere Songs live, authentisch und ohne Firlefanz direkt am Hörer und bekommen noch etwas Geld dafür. Im Zuge dessen haben wir in dieser Zeit gleich ein neues Herrbart & Fraulicht unplugged Programm mit Cajon, Melodika, Flöte, Gitarre, Saxophon kreiert.“

Über Inspirationsquellen
Herrbart & Fraulicht: „Unsere Inspirationen holen wir aus dem Leben, Beobachtungen, Nachrichten, auch manchmal von anderen Künstlern. Da gibt es Vieles. Oft läuft es bei uns so: Herrbart – dieses Arbeitstier – komponiert einen Song. Eigentlich hat er immer schon 15 oder zumindest Fragmente davon Fragmente davon fertig und Fraulicht hinkt mit dem Text hinterher. Falls es Fraulicht also mal an Ideen mangelt, sagt Herrbart: >Schreib doch mal was über Dieses und Jenes.< Gesagt getan und oft sitzt man natürlich auch Stunden vor dem weißen Blatt Papier und es ist echt zach, weil die Wörter einfach nicht so kommen wollen, wie man sie gerne hätte, aber irgendwann funkt’s dann meistens doch. In Sternstunden fällt einem ein ganzer Text auf einmal ein und man kommt mit dem niederschreiben gar nicht nach. Doch dann muss der noch durch das Zensurverfahren von Herrbart, wobei nicht selten lyrische Kontroversen entstehen: >Das Wort kannst du ja wohl nicht ernsthaft aus dem Text streichen wollen, das ist doch wohl das Beste daran!<„

Über das Musikleben in Linz
Herrbart & Fraulicht: „Also Linz ist nicht so groß und hat auch keine so ausgeprägte Szene mehr wie früher oder vielleicht kriegen wir das auch zu wenig mit. Linz fördert auf jeden Fall seine Musiker viel zu wenig. Graz und Wien sind dagegen viel umtriebigere Pflaster. Wir waren die letzten zwei Sommer sehr viel in Graz und auch Villach, wo uns die Szene auch viel offener vorkommt und besser vernetzt ist. Wir haben bei uns auch immer wieder mal gerne Gastmusiker dabei und ab und an auch Partnergruppen für gemeinsame Konzerte.“

Über die Wichtigkeit von Kunst und Kultur
Herrbart & Fraulicht: „Kunst, Kultur, Musik sind absolut wichtig! Ein Grundnahrungsmittel könnte man sagen, das man eben teils auch verteidigen muss. Denn es gibt Menschen, die das nicht verstehen, wenn man nicht von 09:00-18:00 im Büro sitzt und kein sicheres Einkommen jeden Ersten auf’s Konto bekommt. Wie viel Arbeit, Eigeninitiative und Mut es bedarf so zu leben, ist vielen überhaupt nicht klar. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, wie hier gewertschätzt wird. Kunst ist Farbe, ist mal anders denken und sein dürfen, ist Diversität. Kunst kann den Horizont erweitern, wirkt aufrüttelnd. Kunst verbreitet Emotionen. Kunst ist ein wichtiges Ventil sowie ein Motor für die Gesellschaft. Kunst kann Grenzen verschwimmen lassen. Kunst kann verführen, die Wahrheit zeigen und die Phantasie beflügeln. Eine Gesellschaft ohne Kunst ist wahrscheinlich tot oder im Begriff zu sterben. Denn alles Neue wird aus einer Idee geboren, aus einem künstlerischen Prozess. Gibt es diese Auseinandersetzung nicht oder nicht mehr, ist Stagnation, ist Stillstand und Leere, vermutlich auch Rückschritt die Folge. Gerechte Bezahlung ist das Um und Auf. Aber nicht nur im künstlerischen Bereich. Fair Pay für alle!“

Worauf man sich freuen kann: Derzeit ist auch ein eigenes Herrbart & Fraulicht-Album in Arbeit.

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