Bruchstücke. Eines Lebens. Zerbrochen. Im Moment. In Buntheit. In Schärfe. In Zartheit. In Hoffnung. Heute lockt das Theater. Wieder. Und endlich. Die Sonne scheint am Abend. Sie lacht ins Freie. Im Wiener Sonnwendviertel. Seine frühlingshafte Freude. Ein phantastischer Platz. Des Ausprobierens. Für neue Ideen. Ein phantastischer Platz, sich mit Übergewöhnlichem auseinanderzusetzen. Dem Ermalen von Erscheinungen.
„Ka l eidoskop der Leidenscha f t“ steht auf dem Plakat, das die „Musik-Posie“ des Ensemble21 aushängt. Ich gehe. Ohne Erwartungen. Ohne mehr zu wissen. Neugierig. Und das ist gut.

Klangschwebe. Etwas schwarz. Laute. Biegsam. Was ist das Leben? Keine Schnurstrackslinie. Ein buntes Nebeneinander von Wahrnehmungen, Selbsterfahrungen, Weggefährtenimpulsen, Freiheitshoffnungen, Tagträumen, Enttäuschungsschatten, Schmerzstichen, Trostlinien. Ein Körper, der sich den Verdrehungen hingibt. Schauspielerin Rita Luksch schwingt mit einfühlsamer Tiefe hinein. In das feingliedrige Kammerstück. Getragen und umzeichnet von den ergreifenden Klanggebilden des facttenreichen Musikers Georg O. Luksch.
Die Intimität der zu Herzen gehenden Wortgemälde der beeindruckenden bulgarischen Künstlerin Gergana Popova, die in der von Erich Heyduck so trefflich realisierten Projektion verschmelzen, vermengen sich mit dem Werden einer Frau, die sich eines Tages wünscht, Schauspielerin zu werden. Um nicht nur ein Leben, sondern mehrere haben zu können. Rita Luksch zeichnet aus ihrem Gang durch das Werden. Klar. Kunstvoll. Barfuß. Leicht und da zugleich. Tanzend. Ergreifend und mit Humor. Auch beim Begegnen einer Gesellschaft, die die Frage hinterlässt: Bin ich anders oder die anderen? Verzerrungen.

Sich darauf einlassen. Auf das Leben. Auf das Entgrenzen. Auf den Blick darüber hinaus. Auf das Zusammenführen. Wieder Auseinanderbrechen. Wieder Zusammenführen. Auf das Entgrenzen von Farben, Klängen und Worten. Damit sie eins werden können. Und heute erzählen können. Und morgen wieder neu. Ein Vertigo des Lebendigfühlens.
Eine Stückkomposition, die mich begeistert zurücklässt. Kein Alltagstheater. Eine beeindruckende und von Anfang an immer mehr in sich hineinziehende Gefühls- und Gedankenwelt. Voller Überraschungen. Freuden. Und am Ende Liebe. Eine entgrenzende Fülle, die das Leben ist. Ein Drehen und Wenden. Und ein Weiter. Neues, frisches Theater aus dem Sonnwendviertel.
Das „Ka l eidoskop der Leidenscha f t“ des Ensemble21 ist noch zu erleben.
Im Gleis 21: 10.6.2022, 24.06.2022, 10.6. 2022, 24.06.2022, 30.06.2022, 09.09.2022, 10.09.2022, 11.09.2022 (jeweils um 19:30)
Im Wilhelmsburger Geschirrmuseum: 04.06.2022, 03.09.2022 (jeweils um 19:00)
Im Theater am Spittelberg: 31.08.2022 (um 19:30)
Karten: ticket@ensemble21.at
Das „Ka l eidoskop der Leidenschaft“ ist auch als musikalisches Hörbuch auf CD und online.