„Gfühl“. Ich mache die Tür auf und lasse die fette Portion Lautes, Eiliges und Gewöhnliches auf der Straße zurück. Für ein geduldigeres Früher. Ein Store voller Schallplatten, die Musik greifbarer machen und ihr den Raum geben, der ihr in der Fülle digitaler Schnelllebigkeit abhanden gekommen ist. Ich schaue mich neugierig um und finde sogar Musikkassetten. So „Hördinger“, die sich trotzig und uneitel ihrer Unsichtbarkeit im Mp3- und Spotify-Wust einer sich zunehmend abstrahierenden Welt widersetzen. K. Wiena hat für die Präsentation seines neuen Vinyl-Albums eine treffliche Location gefunden.

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Immer sprüht er vor Ideen. Ein bisschen Wohnzimmeratomsphäre, die die klaren und einfühlsamen Botschaften seiner Lieder noch näher bringen. Buchstäblich bewegend. Eine Nähe, die dem in Wien lebenden Kärntner so wichtig ist. Er singt im Dialekt. Ein sehr persönlicher Ausdruck, der keine weiten Wege zum Hörgefühl hat. Es ist aber ein bisschen etwas Eigenes. Nicht Kärntnerisch. Nicht Wienerisch. Ein Ton, den er „austropoppig“ nennt.

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Er spielt die zwei Seiten seiner Platte durch. Angefangen. „Gfühl“. Schon das erste Lied „Vom Fallen und Fliagn“ ein Stück über die Hochs und Tiefs im Leben. Alle zehn Titel werden zu einem nachdenklichen, selbstreflektierten und launigen Streifzug durch den Alltag und die Gesellschaft. Zugleich das Allererste, das er schrieb. Mit „Vü Gfühl“. Mit seinen erfrischenden Austropop-Akzenten wird das Album zu einem ganz besonderen Best Of des feinfühligen Liedermachers.

Nicht mit erhobenem Zeigefinger möchte er sich verstanden wissen. Auch besondere Lebensgeschichten verfließen mit den Nummern. Sei es eine musikalische Entschuldigung an „a wunderbare Frau“ in „Es tuat ma lad“, eine musikalische Verbeugung an Georg Danzer in „I habn Hau“ oder die Erinnerung an seine alte Gitarre, die ihm nur zwei Lieder schenkte. Er schließt noch einmal die Augen. Mit „Vü Gfühl“. Herum ein Raum voller Plattenspieler, Boxen und Plakate. Irgendwo auch Johnny Cash. Und irgendwo ein Ledersofa. Es geht nahe. Genauso die Zugabe. Zwei neue Würfe. Ein Blick auf eine Welt auf wackligen Füßen. Ein anderer auf die Tanzlust. Es braucht auch gute Laune. Die habe ich. Bereichert gehe ich wieder hinaus. In den Frühjahrsregen. Alles wirkt nach. Und ich freue mich.
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