AVISO: „INSIEME“

Mit „Insieme“ zeigt sich bis zum 16. Juli 2023 eine ganz besondere Ausstellung im Casa Cavazzini – Museo d’Arte Moderna e Contemporanea in Udine. (www.udinegrandimostre.it) 55 Kunstwerke aus unterschiedlichen Einflusssphären laden in einer zerrütteten Welt auf eine Reise zueinander und zu sich selbst ein. Zu einer Bewusstwerdung. Zu einer Transparenz. Zu einer Hoffnung. Von Mikrokosmos zu Mikrokosmos, deren Durchschreiten uns am Ende wieder finden lässt.

Foto: Kulturtodate

Über Distanzen der Gesellschaft zu Scheitern und Leid – Eugène Trigoulet (1864-1910) pointiert es in „Hiob und seine Freunde“ (1892) auf die empathielose Blindheit gegenüber dem Leid, das Unschuldigen widerfährt. Über die Liebe, wie sie Karl Borschke (1886-1941) in „An der Quelle des Lebens“ (1918) ins Paradies legt, wo der Mann seine Angebetete verehrt – was zugleich ein Aufbrechen des patriarchalen Blicks seiner Zeit bedeutet. Über Blut – das in „Waisenkinder“ (1870) von Philip Hermogenes Calderon (1833-1898) einem elternlosen Geschwisterpaar auf einsamer, nebeliger winterlicher Straße etwas ist, das es verbindet – wenn es sich auch in dem unwirtlichen Äußeren und nebst der von eiskalten Fingern gezupften Harfe nur schwerlich erwärmen kann. Über Nähe, die Charles Burton Barber (1845-1894) in „Ein besonderer Verteidiger“ (1893), in Gestalt eines Hundes darstellt, der sich schützend vor ein trauriges Mädchen in der Ecke stellt und wie ein instinktives, nonverbales Dasein – ein wie selbstverständliches Helfen Schwächerer – wirkt. Über Konflikte, wie sie Renato Guttuso (1911-1987) in „Die Frauen der Grubenarbeiter“ (1953) thematisiert, die für ihre Männer aufstehen, die unter schwersten und unsichersten – nahezu unmenschlichsten Bedingungen – zu Werke gehen müssen. Mit aufgebrachten Körpern, man könnte meinen wie Flammenzungen, sich zu einer einzigen großen Aufgebrachtheit gegen die Widrigkeiten stellen. Über Himmel, auf den Aleksander Grodziczki seinen „betenden Juden“ (1893), den Kopf mit einem gestreiften, fransigen Tuch bedeckt, sich mit geschlossenen Augen sich hinwenden lässt. Zwischen einem Ausdruck von Klage und Erlösung. Über Verirrungen, wie sie Vasilij Kandinskij (1866-1944) in „Rot in Spitzform“ (1925) abstrahiert. Musik, Poesie und Bewegung werden zu Körpern, Kraftfeldern, Klang. In Bewegung versetzte Statik.

Motiv: Franz von Stuck. „Der Frühlingsreigen“ (1910, Öl auf Holz, 79×84 cm. Warschau, Museum Narodowe) | Ausstellungskatalog (hg. von Don Alessio Geretti) S. 84-85 | Foto: Kulturtodate

Stationen, die zu einer Wiederfindung führen können. Ein Vereinen und Kreisen, wie im „Frühlingsreigen“ (1910) von Franz von Stuck (1863-1928). Ein Tanz, der verbindet, wo Körper und Umwelt miteinander verfließen, wieder eins werden in einer Harmonie, die nur durch ihre Gegensätze entstehen kann. Ein „Miteinander„, verflossen aus der Vielfalt unserer Persönlichkeiten und Gesellschaften, die die Schönheit unserer Welt prägt. Nicht umsonst ist Salvador Dalì mit „Dali malt Gala von hinten gesehen verewigt durch sechs virtuelle Hornhäute, die zeitweilig von sechs echten Spiegeln reflektiert werden“ (1972-73) eine Art Emblem für diesen Blick. Ein Hineinschauen. Ein Vervielfältigen. Ein Verzerren. Ein Retrospekt. Und ein Blick in die Tiefe dessen, was uns ausmacht: Seele.

Titelblatt des Ausstellungs-Katalogs. Hg. von Don Alessio Geretti. | Salvador Dalí: „Dalí malt Gala von hinten gesehen, verewigt durch sechs virtuelle Hornhäute, die zeitweilig von sechs echten Spiegeln reflektiert werden (1972-73), Öl auf Leinwand, 60,5×60,5 cm, Figueres, Fundació Gala-Salvador Dalí. | Foto: Kulturtodate.

Die Kunstwerke wurden aus unterschiedlichen europäischen Häusern zusammengetragen – u.a. das Muzeum Narodowe in Warschau, die Calderdale Museums in Großbritannien, das Belvedere in Wien, das Musée des Beaux Arts de Saint-Dizier oder das MART Museo di arte moderna e conteporanea die Trento e Rovereto Sammlung VAF Stiftung. Somit auch ein „Miteinander“ der überregionalen Kunstwelt.

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