Fastentuch #1: Eine Auferstehung

Das erste Mal, als ich die Michaelerkirche bei der Wiener Hofburg betrat, lag es zusammengerollt – wie ein Teppich, der darauf wartet, vertrauten Boden zu wärmen – im gähnend leeren Altarraum. Es beim andermal hängen zu sehen, beeindruckte sehr. Das Fastentuch von Michael Hedwig, einem der anerkanntesten Künstler der österreichischen Gegenwartskunst, erlebe ich wie einen vertikalen Totentanz, an dessen Ende nicht der unausweichliche und alle heimsuchende Tod steht, sondern das Aufsteigen im Überwinden des Sterblichen. In einer Auferstehung.

Foto: @ Kulturtodate

Ein Finden in Gruppen. Dazwischen wie platonische Schatten. Als Ideen vergangenen und immerwährende Daseins. Tatsächlich liegt der Vers „Siehe, ich öffne Eure Gräber“ aus dem Buch des Propheten Ezechiel zugrunde. Auf 11 x 7 Metern, die ursprünglich für den Dom in Innsbruck bemalt wurden. Ein lichtvoller Christus weckt und ruft sie. Ein spannendes Motiv ist auch die Distanz und Nähe zwischen den Figuren, die nicht starr sind und in Bewegung. Die zueinander finden, einander umarmen oder auch an den Händen fassen. Gemeinsam den Trost und das gewonnene Leben zu erfahren.

Hinterlasse einen Kommentar